Am 14. April 1973, dem Sonnabend vor Palmsonntag fand durch Weihbischof Wolfgang Große die Kirchweihe der heutigen St. Johannes-Kirche statt.

 

 

 

Kirchenausstattung

 

Die Glocken der St. Johannes-Kirche

 

Die vier Glocken der Johannes-Kirche stammen aus dem Jahr 1921. Sie sind untergebracht in einem freistehenden Campanile. Die Inschriften und Werte:

 

 

1. TE DEUM LAUDAMUS
(Dich Gott loben wir)
Ø 148 cm/ Gewicht 1280 kg/ Tonhöhe d´

 
 

2. AVE MARIA
(Gegrüßet seist du, Maria)
Ø 130 cm/ Gewicht 900 kg/ Tonhöhe f´

 
 

3. ST. JOHANNES; ORA PRO NOBIS
(Hl. Johannes, bitte für uns)
Ø 117 cm/ Gewicht 610 kg/ Tonhöhe g´

 
 

4. ANGELI DEI, CUSTODI NOS
(Engel Gottes, schütze uns)
Ø 96 cm/ Gewicht 330 kg/ Tonhöhe b´

 

 

Die Inschriften der 3. und 4. Glocke haben mit der Boy zu tun und beziehen sich auf die Johanneskirche und das Schutzengelhaus. Dabei ist dem Verfasser der 4. Inschrift ein kleiner Fehler unterlaufen: vorne ist die Mehrzahl "Ihr Engel Gottes" und unpassend folgt dann die Einzahl "beschütze uns". Das Geläute wird in unterschiedlicher Form zu den Gottesdiensten eingesetzt, je nach Anlass. Neuerdings ist das Geläute überarbeitet worden, damit die Schwingungen den Turm nicht so stark zum Schwanken bringen.

 

 

 

 

Vorraum:

Aus der alten Kirche vor der Kriegszerstörung ist nichts erhalten geblieben. Nur vom großen Kronleuchter ist um 1977 aus dem Boden der Schutzengelhaus-Wiese ein Stück Metallguß zum Vorschein gekommen, das als Aufhängevorrichtung des Leuchters in Flachrelief die Madonna darstellt. Im Kirchenvorraum steht eine holzgeschnitzte, farbig gefasste Madonna mit Kind, die früher noch eine Krone und ein Zepter trug. Sie hat nach 1945 schon in der Saal-Notkirche gestanden. Wir wissen aber nicht, ob sie vorher in der Kirche oder im Schwesternhaus ihren Platz hatte.

 

Aus der alten Johanneskirche, wie sie nach 1945 wiederaufgebaut wurde, wurde der Taufstein (1953 von Max Meier, Gelsenkirchen), angefertigt. Heute dient er als Weihwasserbecken im Vorraum. Es hat als Relief einen Adler, der eine sich windende Schlange im Krallengriff hat, und trägt die Inschrift: "Descendat in hanc plenitudinem fontis virtus Spiritus Sancti" (Es steige herab in diesen gefüllten Brunnen die Kraft des hl. Geistes).

 

Ebenfalls im Vorraum hängt ein kleines, in Messing getriebenes und in holzgerahmtes Flachrelief von der Tabernakeltür der alten Kirche. Es zeigt den (auf das Lamm Gottes) hinweisenden Johannes den Täufer. An der Außenwand der Eingangshalle ist das große, in Klinkerton gebrannte Relief angebracht, das Johannes den Täufer mit erhobener Hand im Wasser stehend darstellt und die Inschrift trägt: Ego sum vox (Ich bin die Stimme...). Dieses Denkmal stammt von Joss Röwer in Essen und ist durch Spenden der Schulkinder der damaligen Johannesschule außen an der Kirche aufgestellt worden; mit großer Sorgfalt wurde es 1973 zur neuen Kirche umgesetzt.
In der jetzigen geweihten Kirche sind neue Ausstattungsgegenstände hinzugekommen. Die Kirchenfenster, abstrakt gestaltet in farblosem Glas mit eingefügten Glaspartien in leuchtendem Grün und Rot, entwarf Nikolaus Bette aus Essen, der aus Welheim gebürtig ist.

 

 

Altarraum:

Den Altarraum mit Altarkreuz, Altar, Ambo, Tabernakel und Taufbecken gestaltete Hermann Berges, Bad-Godesberg. Die große Madonna mit Kind rechts vom Altarraum und die 15 Kreuzwegsstationen, alles in gebranntem Ton mit dunkler Glasur, schuf Johann Fischedick. Pastor Busbach konnte 1988 aus Privatbesitz eine schöne, farbig gehaltene Sandsteinfigur der Pieta (Maria mit dem toten Jesus) für die Kirche erwerben. Dieses Bildwerk von Anfang des 19. Jahrhunderts(?) war ursprünglich in einer ostwestfälischen Schwesternkapelle, die aufgegeben oder umgestaltet wurde. Die liturgischen Geräte haben trotz der Zerstörungen an Kirche und Schwesternhaus den Krieg unbeschadet überstanden. das älteste Gerät ist ein ziemlich kleiner, schlichter Hostienkelch mit Deckel, der noch aus der alten Deutschordenskapelle Welheim stammt. Er trägt eine interessante Gravur, die über Alter und Herkunft Auskunft gibt: "G.L.F. [Wappen] V.Nagel 1706". Gemeint ist Georg Levin Freiherr von Nagel, 1705 - 1711 Komtur der Kommende Welheim, der diesen Kelch angeschafft hat; im Wappen ist dem Ordenskreuz als Schild das Familienwappen von Nagel aufgelegt. der Deckel des Kelches hat als Spitze das Ordenskreuz. Als ältester Meßkelch ist der Primizkelch von Pfarrer Neuhaus aus dem Jahr 1883 erhalten. Die große Monstranz, schon 1895 entstanden und mit Darstellungen u.a. des hl. Cyriakus und des hl. Johannes d. T. versehen, wurde wahrscheinlich für Bottrop und vielleicht schon als Aussteuer der Mutterkirche für die geplante St. Johannes-Kirche angefertigt. Weitere liturgische Geräte sind der Kirche gestiftet worden. Da ist ein Meßkelch, der unter dem Fuß die Widmung trägt: "Paulus und Antonia Voßkühler conjuges Ecclesiae Boyensi d.d.d. in diei nuptialis memoriam pridie Idus Maias MCMII", d.h. Die Eheleute Paul und Antonie Voßkühler stiften/stifteten (diesen Kelch) zum Gedenken an den Hochzeitstag am 14.5.1902".Auch vier große Altarleuchter, die an Festtagen benutzt werden, wurden laut Inschrift "conjuges Hölscher (2mal)/ conjuges Gr. Lohmann/ conjuges Schulte dederunt 1912" von den genannten Eheleuten gestiftet. Dann gibt es noch eine weitere Monstranz, die bis 1975 in der Schwesternkapelle des Schutzengelhauses war; sie trägt die Inschrift: "gewidmet von Dentist Foelwell Bottrop zum Fest des hl. Leo 11. April 1920". Das festliche Vortragskreuz, das etwa aus der Zeit kurz nach 1900 stammt und in einfachem Material alte Schatzkreuze imitiert, war sehr beschädigt, ist aber vor rund 15 Jahren wieder restauriert worden.

 

Gewänder und Stoffe sind sehr vergänglich und außerdem der Mode unterworfen. Aus Vorkriegszeiten ist bei uns ein altes Meßgewand erhalten, außerdem wenige andere liturgische Textilien mit Stickereien und Symbolen. Im Pfarrhaus hängt als Bild eine Stickerei "die 4 Evangelisten, die von einem verschlissenen Chormantel abgetrennt und so erhalten wurde.

 

 

 

Geschichte

 

"Anton-Brandt, "Hans-Dringenberg" und "Pater-Markus". Nach diesen Namen sind drei Straßen im Boyer Neubaugebiet auf dem ehemaligen Hülsgelände benannt worden. Dass es sich bei den Namensgebern um ehemalige örtliche Seelsorger handelt, ist vielen jungen Leuten und neu Zugezogenen nicht bekannt. 

 

Pater Markus Steindl

Friedrich Steindl wurde am 6. Oktober 1933 in Klosterneuburg bei Wien geboren. Nach Abschluss des Physikstudiums trat er in den Orden der Dominikaner ein. Am 29. September 1963 legte er seine Ordensgelübde ab und nahm den Namen Markus an. Das Theologiestudium schloss er mit der Priesterweihe am 8. Juli 1967 in Walberberg ab. 1968 kam Markus Steindl als Subisidiar in die Pfarrei St. Antonius in der Welheimer Mark. Von 1969 an war Pater Markus auch pastoral im Bergbau tätig. Bei seiner Arbeit mit den Bergleuten hinterfragte er immer wieder die Rolle des Menschen am Arbeitsplatz. Er wurde Mitglied der IGBE und gehörte der Grubenwehr an. In seine fast 25-Jährige Amtszeit als Pfarrer in St. Antonius fällt die Errichtung des Pfarrhauses sowie die Renovierung und Neugestaltung der Kirche. Markus Steindl engagierte sich außerdem besonders im gesellschaftlichen, sozialen und politischen Raum. Für "seinen" Stadtteil setzte er sich außerordentlich couragiert bei Problemen im Bereich des Umweltschutzes ein. Seine kritische Haltung zur Pyrolyse und Müllverbrennung sind unvergessen. Pater Steindl war auch Mitbegründer des Vereins zur Wiedereingliederung straffällig gewordener Jugendlicher.
 

Pfarrer Anton Brandt

Anton Brandt, am 19. April 1874 in Coesfeld geboren, wurde am 18. März 1899 in Münster zum Priester geweiht. Von 1921 - 1949 wirkte er als Pfarrer in St. Johannes, Bottrop-Boy.
Von 1906 bis 1914 war Anton Brandt als Pfarrektor in Gladbeck-Brauck St. Marien und ab 1914 als Pfarrektor/Pfarrer in Heilig-Kreuz in Gladbeck-Butendorf tätig. In seiner Amtszeit wurde das Schutzengelhaus erweitert sowie die Sicherung der Kirche gegen Bergschäden vorgenommen. Brandt erlebte auch die Schrecken des Krieges und die Zerstörung der kirchlichen Gebäude. Pfarrer Brandt ist der Gemeinde St. Johannes in guter Erinnerung als Prediger, der die Herzen bewegen konnte. Sie erlebte ihn als väterlichen und weitherzigen Pastor, der viel Gutes tat und oft genug sein Letztes verschenkte. Nach 1944 war Anton Brand auch Definitor im Dekanat Bottrop. Am 24. Januar 1949 starb Pfarrer Anton Brandt, der auf dem Ostfriedhof beerdigt wurde.

 

Pfarrer Hans Dringenberg

 

Am 1. August 1921 wurde Boy-Welheim selbstständiger 4. Pfarrbezirk innerhalb der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Die Pfarrstelle übernahm Hans Dringenberg. Zu Beginn der 20er Jahre hatte er gegen eine Welle von Kirchenaustritten zu kämpfen, die damals von freidenkerischer und kommunistischer Seite propagiert wurde. Am 23. September 1928 konnte an der Heimannstraße der seinerzeit dringend erforderliche Kirchsaal Boy, jetzt Paul-Gerhard-Kirche, eingeweiht und das Pfarrhaus bezogen werden. 1929 begann in der Flöttestraße in Welheim der Betrieb des ersten evangelischen Kindergartens in der Stadt. Erhebliche Probleme entstanden 1933 durch die politischen Verhältnisse der NS-Zeit, als die so genannten "Deutschen Christen" die evangelische Kirche in eine Zerreißprobe brachten, die dagegen eine "Bekennende Kirche" bildete. Die nazifreundlichen "Deutschen Christen", die in der Gesamtkirchengemeinde Bottrop und an der Martinskirche einen beträchtlichen Einfluss gewannen, versuchten auch in Boy-Welheim eine Gruppe zu bilden. Pfarrer Dringenberg entschied sich damals, anders als einige Bottroper Amtsbrüder, mit der Mehrheit seiner örtlichen Gemeinde für die "Bekennende Kirche". Allen Schikanen zum Trotz hielten die Gläubigen im Kampf für das Festhalten an der Bibel und biblischen Bekenntnissen durch. Den wenigen "Deutschen Christen" wurde im Kirchsaal kein Platz eingeräumt. Die während der Bombardierung des Stadtteils Boy-Welheim zum Teil zerstörten Räume konnten nach 1945 mühsam wieder errichtet werden. Pfarrer Hans Dringenberg trat 1958 in den Ruhestand

 

Zur Vorgeschichteder Kirche und Gemeinde St. Johannes gehört nicht nur die Mutterkirche St. Cyriakus, sondern auch die ehemalige Kapelle am Schloss Welheim. Schloss Welheim ist im letzten Krieg durch Bomben völlig zerstört worden. Es lag genau südlich der Einmündung der Johannes-Strasse in die Prosperstraße, ein Gedenkstein am Straßenrand erinnert heute daran. In der Frühzeit des Deutschritter-Ordens trat ein Eberhard von Welheim um 1250 dem Orden bei. Da er sein Gut Welheim  dem Orden überließ, wurde dort noch vor 1254 eine Kommende gegründet. Von Anfang an gehörte für die Seelsorge im Ordenskonvent ein Priester dazu. Darum gab es vermutlich bald eine Kapelle, in der auch die Anwohner der Kommende den Gottesdienst besuchen konnten. Welheim ist somit die älteste Stelle mit regelmäßiger Seelsorge in Bottrop gewesen. Nach Kriegszerstörungen wurde die Kapelle der Deutschordens-Kommende Welheim 1643 neu errichtet. Bis zu 350 Leute sollen darin Platz gefunden haben, was aber nur sehr gedrängt denkbar ist. Mit Einsetzen des Bergbaus 1850 entwickelten sich die Verhältnisse in der Kapelle (die mittlerweile wieder zur privaten Schlosskapelle geworden war) besonders schwierig. Als nach Eröffnung des Bergwerks Prosper II die Einwohnerzahlen in Welheim, Boy und Batenbrock sprunghaft in die Höhe gingen, platzte die Kapelle fast aus allen Nähten: denn die meisten Bewohner waren katholisch. Ende 1894 übernahm Vikar Anton Holz die Seelsorge an der Schlosskapelle Welheim. Er war der richtige Mann um Pläne für eine neue, große Kirche voranzutreiben. 1896 kam der Kirchenbau in Gang. Im Mai wurde mit Wilhelm Rincklake in Münster ein Architektenvertrag zur Planung der Kirche geschlossen. Da W. Rincklake bald darauf ins Kloster ging, führte sein Bruder Prof. August Rincklake das Werk fort. Der Plan im neugotischen Stil war bewusst einfach gehalten; man verzichtete zunächst auf das letzte Joch des Kirchenschiffs und den damit verbundenen großen Kirchturm. Mit dem Ausbruch des Krieges 1939 bahnte sich für den Ortsteil Bottrop großes Unglück an. Durch die ungünstige Lage nahe an den Ruhröl-Werken, die das Ziel der britisch-amerikanischen Bomber waren, wurde auch die Johannes-Kirche in schwerste Mitleidenschaft gezogen. Schon bald nach Kriegsende setzten die Überlegungen ein, ob und wie die St. Johannes-Kirche wiederaufgebaut werden könne. Man begann bald mit Enttrümmerungs- und Aufräumarbeiten: dafür stellten sich wohl 70 - 120 Mann wöchentlich zur Verfügung. 1947 war das Dach mit Ziegeln gedeckt. Über die endgültige Form des Wiederaufbaus war man sich aber noch nicht einig. Pastor Brandt gab noch Anfang 1948 zu bedenken, ob nicht ein völliger Kirchenneubau an der Klosterstrasse formvollendeter und zweckmäßiger gewesen wäre. Man entschied sich aber für einen Wiederaufbau der alten Kirche in vereinfachter Form. Ende 1948 waren die Mauern einigermaßen wiederhergestellt. Am 24.6. 1950 konnte die "neue" Kirche gesegnet und endgültig in Benutzung genommen werden. Nur einzelne Stücke oder Reste der Vorkriegsausstattung  waren erhalten geblieben, das allermeiste an Ausstattung und Ausschmückung der Kirche kam in den nächsten Jahren neu dazu. Ganz anders als früher vorgesehen, konnte 1962 ein freistehender Glockenturm am Kirchplatz gebaut werden. Die wiederaufgebaute Kirche fand aber keine Ruhe. Wie schon früher in den 20erJahren machten sich immer wieder Bergschäden bemerkbar. Im Oktober 1966 zerriss eine der Eisenstangen , die oben zwischen den Säulen als Bergschädensicherung ausgespannt war, während eines Gottesdienstes mit einem lauten Knall. Um 1967 war z.B. der rechte Teil der Kirche so abgesackt, dass alle Altarstufen und die Kommunionbank ganz deutliches Gefälle aufwiesen und vielfach gerissen waren. Im Sakristeibereich hatte sich ein Mauerriß gebildet, durch den man freie Sicht nach draußen hatte. Am 30.4. 1969 schloss die Bottroper Bauaufsichtsbehörde die St. Johannes-Kirche wegen der akuten Bergschädengefahr. Nach langen Überlegungen fasste der Kirchenvorstand den Entschluss die Kirche neu aufzubauen.